Adventlauf 2015 - der große Tag
Endlich war der Tag, auf
den ich mich vier Wochen lang vorbereitet habe, gekommen. Das Training war
vorbei und es war Zeit die Beine in die Hand zu nehmen und Gas zu geben.
Für meinen ersten
offiziellen Lauf hat es gereicht. Ich habe mich dann noch mit einem momentan
total angesagten Frühstück gestärkt: Porridge. Schön wärmend mit Zimt und
stärkend mit Nüssen und Chia-Samen. Noch einen gesunden Apfel dazu und schon
ist man für den Tag gewappnet.
Nachdem ich noch eine
Weile ins Nichts gestarrt habe, konnte ich mich endlich dazu überwinden meinen
Pyjama gegen die Sportsachen einzutauschen. Nochmal kurz mit dem Hund raus um
festzustellen, dass es zwar ganz schön windig, dafür aber nicht so kalt wie sonst
ist, und dann waren wir auch schon auf dem Weg nach Grafenegg.
In Grafenegg selbst war
extrem viel los. Kaum aus dem Auto ausgestiegen, sind uns schon die ersten
Läufer entgegengekommen. Manche waren mit normalen Sportsachen bekleidet,
andere sahen wie echte Marathon-Läufer aus. Da hat es um die 10°C und die
hatten teilweise kurze Hosen und ärmellose Shirts an! „Ein lustiges Völkchen
sind die schon!“, habe ich mir gedacht und mich gleichzeitig gefragt, ob ich da
einmal dazugehören würde. Dass ich mir diese Frage wenig später mit einem
klaren NEIN beantworten würde, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
Meine Cousine war auch
mit von der Partie und nachdem wir stolz unsere Startnummern montiert hatten,
nahmen wir mit den anderen Läufern unsere Position im Startbereich ein. Am
Anfang waren wir mitten im Getümmel, haben uns dann aber schnell entschieden
von weiter hinten wegzulaufen, wo weniger los war. Wir haben uns also ganz ans
Ende der Läufer gestellt. Hinter uns war dann nur noch eine etwas eigentümliche
Versammlung von Leuten, die mit Stirnbändern und an den Handgelenken
befestigten Stöcken, bewaffnet waren.
Langsam aber sicher
holten sie mich dann doch ein. Das Ganze war aber gar nicht so schlimm, denn
der Unterhaltungswert den mir diese verbissenen Walker boten, machte die
Schmach erträglich. Selten habe ich etwas Lustigeres gesehen, als diese Nordic-Walker.
Voller Innbrunst schwangen sie ihre Stöckchen und mähten dabei alles und jeden
nieder, der ihnen in den Weg kam. Zu ihrem Unglück leider auch meinen Freund,
der das Ganze nicht so lustig fand und mit fein gewählter Hafenarbeiter-Sprache
antwortete.
Sehr langsam
schafften wir die ersten Etappen und ungefähr ab der Hälfte begonnen uns die
ersten Läufer zu überrunden, die größere Strecken liefen und deshalb mehr als
nur eine Runde drehten. Manche werden jetzt vielleicht denken, dass einen das
doch endgültig demotivieren muss, aber nicht mich! Ab dem Zeitpunkt, an dem die
anderen Läufer wieder um uns herumwuselten, war ich bereit ohne mit der Wimper
zu zucken zu behaupten, dass wir uns auch schon in der zweiten Runde befänden,
hätte jemand gefragt. Hat aber keiner und ich war einfach nur froh, dass wir
diese verrückten Walker los waren.
Und dann war endlich das
Ziel in Sichtweite. Und ich habe versucht noch einmal all meine nicht mehr
vorhandenen Kräfte zu mobilisieren und – lasst es mich großzügig formulieren –
habe noch einmal Gas gegeben. Ins Ziel einzulaufen war wirklich das beste
Gefühl der Welt. Die Menge hat gejubelt (ja, ich weiß, dass die für alle
jubeln) und über die Lautsprecher erklangen unsere Namen. Dankenswerter Weise
ohne die Zeit zu nennen. Meine Cousine und ich freuten uns wie die Schneekönige
und mein Freund war unendlich stolz auf mich. Und ich war auch stolz auf mich.
Meine Cousine war so
begeistert von der Erfahrung, dass sie sich noch am selben Abend für den
Silvesterlauf in Krems angemeldet hat. Nachdem ich sie davon überzeugt habe,
beim Adventlauf mitzumachen findet sie es nur fair, wenn sie mich jetzt zum Silvesterlauf
überredet. Da der aber doppelt so lang ist, wie der Adventlauf, muss ich mir
das noch sehr gründlich überlegen!
Abschließend kann ich
sagen, dass ich nicht bereue mitgemacht zu haben. Es war sicherlich gut, dass
ich ein paar Wochen lang ein bisschen zusätzliche Bewegung gemacht habe und
mich einer Herausforderung gestellt habe. Auch wenn ich nicht die Schnellste
war, und mir ein Sauerstoffzelt im Zielbereich sehr entgegengekommen wäre, hat
es Spaß gemacht.
Ich möchte mich außerdem
bei meiner Cousine bedanken, dass sie mitgemacht hat und so nett war, in meinem
Schneckentempo zu laufen um mich notfalls antreiben zu können.
Und natürlich möchte ich
mich bei meinen Freund bedanken, der in den letzten Wochen der wohl geduldigste
Personaltrainer der Welt war und mir immer zeigt, wie stolz er auf mich ist.
Danke!
Und zu den
Nordic-Walkern: ich weiß, dass das theoretisch auch ein Sport ist, den man
ernst nehmen kann, aber eben nicht muss. Solange ihr auch mal nett auf die
Seite geht, glaub ich daran, dass eine friedliche Koexistenz von Läufern und
Walkern möglich ist!
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